Konflikt und Zusammenhalt. Demokratie und Gesellschaft seit den Freiheitsrevolutionen 1989/90

Konflikt und Zusammenhalt. Demokratie und Gesellschaft seit den Freiheitsrevolutionen 1989/90

Organisatoren
Bundesstiftung zur Aufarbeitung der SED-Diktatur, Berlin
Ort
Suhl
Land
Deutschland
Fand statt
In Präsenz
Vom - Bis
02.03.2023 - 04.03.2023
Von
Juliane Hoheisel (Politische Bildung) / Lydia Thieme (Schulische Bildung), Bundesstiftung zur Aufarbeitung der SED-Diktatur, Berlin

Wie gespalten ist unsere Gesellschaft wirklich? Diese Frage stand im Mittelpunkt der 15. Geschichtsmesse der Bundesstiftung zur Aufarbeitung der SED-Diktatur. Deren Direktorin, ANNA KAMINSKY (Berlin), betonte in ihrer Einführung, wie wichtig das Ausdiskutieren von Meinungsverschiedenheiten und das Ringen um Kompromisse sei: „Wir sind der Überzeugung, dass politische Bildner in der gegenwärtigen Situation nur eins tun können, um gegen die Spaltung der Gesellschaft anzukämpfen: Wir müssen Angebote formulieren […]. Wir müssen für die pluralistische und liberale Demokratie streiten.“

Über 300 Teilnehmer:innen aus Museen, Gedenkstätten, Schulen und Wissenschaftseinrichtungen diskutierten auf der Geschichtsmesse. Neben Vorträgen und Podiumsgesprächen wurden in vierzehn Panels auch über 60 aktuelle Projekte aus der Praxis der teilnehmenden Institutionen vorgestellt. Dieser Tagungsbericht konzentriert sich auf die im Plenum stattgefundenen Veranstaltungen.

Der Frage, wie wir als Gesellschaft über Konflikt und Zusammenhalt nachdenken, widmete sich die Historikerin CLAUDIA GATZKA (Freiburg). In ihrem Eröffnungsvortrag arbeitete sie heraus, dass der vielzitierte Topos von der „Spaltung der Gesellschaft“ in Deutschland besonders stark vorzufinden sei. Statt neutraler von einer Polarisierung zu sprechen, werde das Bild eines Auseinanderfallens der Gesellschaft diskursiv immer wieder erzeugt und von den Medien auch verstärkt. Wer vor der Spaltung der Gesellschaft warne, denke sie von einer nationalistischen Einheit her, in der es keine Unterteilung geben dürfe. Diese Vorstellung lehnt Gatzka ab. „Die große Herausforderung für Demokratien ist, das Durcheinander von politischen Standpunkten in harmonische Klänge zu übertragen.“ Polarisierung sei demnach ein Effekt des öffentlichen Sprechens, der sich aus dem Versuch ergebe, politische Positionen in „plausible Bilder des Gemeinwillens“ zu übertragen, mit denen sich die Mehrheit der Staatsbürger identifizieren könne. Krisen eigneten sich dabei besonders dafür, denn sie machten es einfach, plebiszitäre binäre Abstimmung zu generieren. Der Prozess der Deliberation, also der öffentlichen abgewogenen und differenzierten Debatte, komme dabei oft zu kurz.

Demokratiekonflikte gehörten zu Demokratien dazu, denn sie ergäben sich daraus, dass Demokratien zwar politische Gleichheit versprechen, aber von Differenzen durchzogen sind, gerade wenn sie liberal sind. Gatzka plädierte dafür, statt von einer einheitlichen Gesellschaft, die gespalten werden kann, lieber über Unterschiede in Sprach- und Machtressourcen zu sprechen. So könnten sich auch sachorientierte Mehrheiten fluide zusammenfinden, statt diskursiv eine gespaltene Gesellschaft zu reproduzieren.

Im anschließenden Podiumsgespräch wurden Perspektiven auf den jeweils anderen Teil der Gesellschaft vor dem Hintergrund der deutschen Einheit diskutiert. Dabei wurden auch die Perspektiven auf Ost und West in der Öffentlichkeit kritisch hinterfragt. Besonders die Fragen, wie miteinander zu sprechen sei und welche Rolle populistische (Rand-)Positionen für die Aussichten auf Verständigung einnehmen, beschäftigten die Gäste.

BODO RAMELOW (Erfurt) erläuterte seine Beobachtung, dass insbesondere die Debatte über den Angriffskrieg Russlands auf die Ukraine nicht mehr auf der Sachebene geführt werde. Er beobachte hier eine Vermischung von der Vorstellung des heutigen Russlands mit einer Erinnerung an die Sowjetunion. Fake News und Lügen seien zwar nicht spezifisch ostdeutsche Phänomene, hätten aber durch den Einigungsprozess eine ostdeutsche Ausprägung erhalten.

Eine Möglichkeit, mit populistischen Thesen umzugehen, sah Gatzka darin, das Zustandekommen von politischen Positionen transparenter zu machen. „Parteien müssen lernen, ihre internen Entscheidungen besser nach außen zu kommunizieren.“ Nachholbedarf sah sie auch in einer kritischen Auseinandersetzung mit dem eigenen biografisch geprägten Kommunikationsverhalten. Ostdeutsche hätten weniger gelernt, die Subjektivität der eigenen Position zu erkennen.

FRANK HOFFMANN (Bochum) ergänzte, dass die Aufarbeitung der SED-Diktatur und der Transformationsgeschichte voneinander getrennt betrachtet werden müssen, auch wenn sie zusammenhängen. Eine Radikalisierung hinsichtlich der Bewertung der deutschen Einheit beobachte er erst seit ca. 2015. In der Verantwortung für einen konstruktiven Umgang mit unterschiedlichen Positionen sieht er auch politische Bildner:innen und die Wissenschaft. Mit Bezug auf den Tagungsort bemerkte Hoffmann: „Im Kern sind wir uns hier oben alle einig […]. Der Sinn dieses Aufenthalts ist nicht erreicht, wenn wir am Ende nicht daraus ableiten, wie wir mit den Menschen unten im Tal reden.“

THOMAS BRUSSIG (Berlin) konstatierte, dass er Teile der Gesellschaft für die konstruktive politische Debatte für verloren halte. Die eigene Realität stehe auch im Vordergrund im Umgang mit Fake News. Für viele fühle es sich „wie Verrat“ an, wenn die eigene Wahrnehmung in den Medien nicht so vermittelt werde, wie man es selbst empfinde.

Einen kritischen Blick auf die Mehrheitsgesellschaft und deren Umgang mit der deutschen Einheit bot VŨ VÂN PHAM (Leipzig). Sie unterstrich, dass die Geschichte von Viet-Deutschen und deren Perspektive auf die deutsche Einheit bislang öffentlich fast nicht sichtbar sei.

Das zweite Podium weitete den Blick über die Grenzen Deutschlands hinaus. Ausgehend von Russlands Angriffskrieg gegen die Ukraine diskutierten die Gäste unterschiedliche Wahrnehmungen in Ost- und Westeuropa mit Blick auf die Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft. Inwiefern lässt sich eine Verschiebung der Lebensrealitäten und der nationalen Narrative in Litauen, Polen, Bulgarien und Deutschland beobachten?

RAYNA BREUER (Bonn) verwies auf die Alltagsprobleme der Menschen wie die Gasrechnung und andere ökonomische Bedrohungen. Sorgen machen die Einflussnahme Russlands auf die Medien und eine gezielte Destabilisierung der Demokratie sowie des gesellschaftlichen Zusammenhalts.

DAGMARA JAJEŚNIAK-QUAST (Frankfurt/Oder) kann eine Spaltung zwischen West und Ost heute nicht mehr so erkennen. Eine Annäherung an die Europäische Union habe in Polen bereits stattgefunden. Seit dem Krieg Russlands gegen die Ukraine hätten sich viele vorher divergierende Positionen zwischen Polen und Deutschland nivelliert.

Besonders diskutiert wurde die Frage, welche Rolle Deutschland künftig bei der Neuausrichtung Europas einnehmen könne und solle. Der litauische Botschafter RAMŪNAS MISIULIS (Berlin) sah bereits in der Westorientierung der Ukraine und ihrer Annäherung an die NATO und die Europäische Union den Anfang vom Ende Russlands. Misiulis plädierte für eine starke Führungsrolle Deutschlands, um diesen Prozess zu begleiten.

Zur Vorsicht mahnte MARKUS MECKEL (Berlin): Deutschland müsse erst einmal zeigen, dass es das überhaupt könne. Bezugnehmend auf Olaf Scholz' Rede von der „Zeitenwende“ betonte er: „Wir haben im Moment so etwas wie eine Neukonstituierung des Westens.“ Dass sich die europäische Sicherheit auch im Osten Europas entscheide, sei für viele in Deutschland neu. Sicherheitspolitik werde so erstmals prominent in der Tagespolitik thematisiert. Auch Meckel sah hier Potenzial, die Zukunft mitzugestalten. Einigkeit herrschte darüber, dass eine Aufnahme der Ukraine in die EU ein begrüßenswerter Schritt wäre, der auch in Russland den nötigen Reformdruck erzeugen könnte.

Breuer wies auf einen merklichen Unterschied zwischen den Generationen hin. Während jüngere Menschen eher bereit seien, Sicherheit auch mit militärischen Mitteln zu verteidigen, plädierten viele aus der älteren Generation vor dem Hintergrund der Erfahrungen des Kalten Krieges stärker für Verhandlungen mit Russland.

Zum Schluss tauschte sich das Podium über den Stand der Aufarbeitung der kommunistischen Vergangenheit im östlichen Europa aus. Vor allem in Südosteuropa herrsche noch erheblicher Aufholbedarf im Bereich der öffentlichen Bildung. Meckel betonte, dass Aufarbeitung über nationale Grenzen hinaus betrieben werden müsse, denn kein kommunistisches Land sei nur aus sich selbst heraus verständlich.

Immer wieder wurden während der Geschichtsmesse Themen rund um Fake News und öffentliche Desinformation angesprochen. Ein Podiumsgespräch befasste sich explizit mit Fragen nach Propaganda und Polarisierung in den (modernen) Medien. Bei diesen Themen sei es besonders wichtig, miteinander im Austausch zu bleiben. Diese Aussage zog sich wie ein roter Faden durch die Diskussion. Die Journalistin BRIGITTE BAETZ (Köln) betonte, dass es zentral sei, mit Menschen zu sprechen, die eine andere Meinung vertreten als man selbst. Sie suche immer wieder den Austausch mit Kritikern. Baetz nahm die Anregung der Moderatorin Ebru Taşdemir (Berlin) auf und forderte mehr Orte, an denen sich Menschen austauschen könnten – ähnlich den Eckkneipen, die früher verbreitet als Kommunikationsräume dienten. MICHAEL PARAK (Berlin), der das Projekt „Konstruktive Kommunikation“ leitet, ergänzte, dass es bei Gesprächen wichtig sei, sich auf das Gegenüber einzulassen. Nicht die Überzeugungsabsicht solle im Zentrum stehen, sondern das Kennenlernen des Gegenübers. Parak wies darauf hin, dass die Polarisierung der öffentlichen Meinung in Deutschland nicht so stark sei wie beispielsweise in den USA. Noch könne mit historisch-politischer Bildungsarbeit hierzulande viel erreicht werden.
NENAD VUKOSAVLJEVIĆ (Sarajevo) unterstrich, dass die Gesellschaft in den Ländern des ehemaligen Jugoslawiens stark gespalten sei. Sein Verein „Center for Non-Violent Action“ besucht mit Gruppen von ehemaligen Feinden Erinnerungsorte an die Opfer der Jugoslawienkriege. Es gehe darum, Dialoge unter den Kriegsveteranen anzustoßen und allen Teilnehmern Respekt zu zollen. Durch seine Arbeit habe er gelernt, Menschen nie als unverbesserlich zu bezeichnen, denn: „Die Menschen sind wie Zwiebeln mit vielen Schichten.“

Neben der Gesprächsbereitschaft ist auch die Medienkompetenz essentiell, wenn es darum geht, mit Desinformation und Propaganda umzugehen. CHRISTIAN BUNNENBERG (Bochum) betonte, dass die Geschichtswissenschaft Transparenz darüber herstellen müsse, wie sie arbeite. Geschichte sei nicht die Vergangenheit, sondern immer eine Deutung der Vergangenheit. Den Polarisierungsmechanismen von YouTube und anderen Plattformen müsse man immer wieder qualitativ hochwertigen Content entgegenstellen.

Aber wie wichtig ist überhaupt der „Kampf um die ‚Wahrheit‘“? Vukosavljević wies in der Schlussrunde darauf hin, dass in Serbien zunächst der „Kampf um die Freiheit“ im Vordergrund stehe. Den „Kampf um die ‚Wahrheit‘“ könne man erst führen, wenn man in einer Demokratie lebe. Parak betonte, dass es für ihn nicht so sehr um den „Kampf um ‚Wahrheit‘“, sondern vielmehr um die Einbindung breiter Bevölkerungsgruppen gehe.

MARIA BERING (Berlin) knüpfte in ihrem Impulsvortrag an das Podium „Der Kampf um die ‚Wahrheit‘“ an und betonte, dass ein gemeinsames Verständnis von Wahrheit und Lüge für den Zusammenhalt einer Gesellschaft zentral sei. Sie führte den russischen Angriffskrieg gegen die Ukraine als Beispiel dafür an, dass der staatliche Missbrauch von Geschichte und Kultur neue Dimensionen erreicht habe. Eine moderne Erinnerungskultur müsse für Demokratie und Freiheit einstehen und könne eine Resilienz gegen autoritäre Strukturen fördern. Dafür sei ein mindestens europaweiter Blick vonnöten, der möglichst viele Perspektiven einbinde. Bering führte mehrere Thesen zur Aufarbeitung der kommunistischen Diktaturen an: Die Aufarbeitung befinde sich in einer „Zeitenwende“ und müsse sich mehr mit tradierten Denkmustern auseinandersetzen, vor Fake News schützen, aber auch Widersprüchlichkeiten aushalten. „Wir haben viel zu verlieren, und wir sollten bereit sein, es zu verteidigen“, so Bering.

Der Moderator des anschließenden Podiumsgesprächs Sven Felix Kellerhoff (Berlin) nahm den Begriff „Zeitenwende“ auf und fragte, ob dieser tatsächlich auch für die Aufarbeitung gelte. RALPH JESSEN (Köln) stimmte dem teilweise zu. Die gegenwärtige Entwicklung führe dazu, dass man anders auf die Vergangenheit blicke und stärker gegen Geschichtsmythen vorgehen müsse. Jessen warnte zugleich vor einem Präsentismus in der Geschichtswissenschaft. Die Vielfältigkeit von Geschichte müsse im Blick behalten werden. CHRISTIAN STÖBER (Asbach-Sickenberg) wies darauf hin, dass sich eine „Zeitenwende“ auch hinsichtlich des Generationenwechsels in den Institutionen der Aufarbeitung erkennen lasse. Für MIRIAM MENZEL (Berlin) ist „Zeitenwende“ ein Begriff, an dem man sich reiben könne. Sie begrüßte die Abkehr von der „Schläfrigkeit“ im Bildungsbereich.
JONILA GODOLE (Tirana) und ANNA MARGVELASHVILI (Tiflis) verdeutlichten, dass es in Albanien und Georgien ganz andere Probleme als in Deutschland gibt. In beiden Ländern werde die Aufarbeitung der kommunistischen Diktatur vor allem von der Zivilgesellschaft betrieben. In Albanien habe überhaupt keine Diktaturbewältigung stattgefunden, so Godole. Sie forderte, dass die Aufarbeitung der Diktatur ein Kriterium für den EU-Beitritt sein sollte. Zugleich wurde deutlich, dass sich das deutsche Aufarbeitungsmodell nicht direkt auf alle ehemaligen kommunistischen Diktaturen übertragen lässt.

Margvelashvili brachte ihre Sorge zum Ausdruck, dass die Zivilgesellschaft in Georgien eingeschränkt werden könnte. Gerade entscheide sich, ob Georgien die demokratischen Werte verteidigen oder wieder zu Russland zurückkehren würde. Es sei wichtig, der Zivilgesellschaft den Rücken zu stärken. Das Podium betonte immer wieder, dass die bereits erfolgte Hilfe durch die deutsche Aufarbeitungslandschaft, beispielsweise durch das Austauschprogramm „Memory Work“, sehr wichtig sei. Berings Anmerkung, dass sich Erinnerungskultur an Jugendliche aber vor allem durch lokale Bezüge vermitteln lasse und nicht von zu viel Internationalität überfrachtet werden solle, stieß auf ein geteiltes Echo.

Hinsichtlich der Zukunft der Aufarbeitung plädierte Menzel dafür, breitere Personengruppen zu erreichen und eine noch größere Vielfalt abzubilden. Digitale Bildung sei ein wichtiges Zukunftsfeld, das alte und junge Menschen betreffe. Diese seien auf verschiedenen Plattformen mit Desinformationen konfrontiert. Es sei daher wichtig, als Bildner:innen auch digitale Räume wie Tiktok zu bespielen. Stöber fügte hinzu, dass es eine Schwerpunktverschiebung von Wissensvermittlung hin zu Kompetenzvermittlung geben müsse. Quellenkritik, die auch für die mediale Welt wichtig sei, lasse sich sehr gut an historischen Quellen einüben.

Jessen wies darauf hin, dass aktuelle Entwicklungen die Perspektiven auf die Vergangenheit immer wieder veränderten. Hinsichtlich des russischen Angriffskrieges gegen die Ukraine stelle sich zum Beispiel die Frage, was dieser Krieg mit der Geschichte des Kommunismus zu tun habe. Das Podium endete mit Überlegungen dazu, dass der Krieg stärker vor der Folie des russischen Imperialismus betrachtet werden müsse.

Insgesamt hat die 15. Geschichtsmesse, die auch gerne als – „Klassenfahrt“ der Aufarbeitungslandschaft bezeichnet wird – wieder zahlreiche spannende Gespräche geboten und viele neue Fragen und Diskussionsansätze aufgebracht. So wurde beispielsweise mehrmals die Frage aufgeworfen, ob das Alter bzw. die Generation heutzutage nicht eine passendere Unterscheidungskategorie als die Distinktion in Ost und West sei. Die starke Präsenz von Podiumsteilnehmer:innen aus dem östlichen Europa und ihre zum Teil überraschenden Aussagen zeigten auf, wie wichtig der Blick über den deutschen Tellerrand hinaus ist, insbesondere vor dem Hintergrund des russischen Angriffskriegs auf die Ukraine. Hinsichtlich des Tagungsthemas „Konflikt und Zusammenhalt“ lässt sich konstatieren, dass auf der Geschichtsmesse zwar viel über Konflikte in der Gesellschaft gesprochen wurde, auf den Podien die Einigkeit aber klar überwog. Auch wenn manchen Podien eine noch kontroversere Diskussion gutgetan hätte, überzeugte auf der anderen Seite die große Perspektivenvielfalt und Diversität der Diskutierenden. Vielleicht gibt es auch die Chance, das Publikum bei der nächsten Geschichtsmesse stärker einzubinden, um kontroverseren Positionen, Erfahrungen und Expertisen noch mehr Raum zu geben.1

Konferenzübersicht:

Anna Kaminsky (Berlin), André Knapp (Suhl), Sabine Kuder (Berlin): Begrüßung und Einführung

Claudia Gatzka (Freiburg): Demokratiekonflikte in der vereinigten Bundesrepublik
(Einführungsvortrag und Gespräch)

Moderation: Harald Asel (Berlin)

Thomas Brussig (Berlin), Claudia Gatzka (Freiburg), Frank Hoffmann (Bochum), Vũ Vân Phạm (Leipzig), Bodo Ramelow (Erfurt): Bleibt alles anders? Das vereinte Deutschland im Perspektivwechsel (Podiumsgespräch)

Moderation: Harald Asel (Berlin)

Rayna Breuer (Bonn), Dagmara Jajeśniak-Quast (Frankfurt/Oder), Markus Meckel (Berlin), Ramūnas Misiulis (Berlin): „Eine andere Welt“. Ist Europa entlang des einstigen eisernen Vorhangs noch immer gespalten? (Podiumsgespräch)

Moderation: Tamina Kutscher (Berlin)

Robert Grünbaum (Berlin), Clara Marz (Berlin): Die Angebote der Bundesstiftung Aufarbeitung 2023/24

Brigitte Baetz (Köln), Christian Bunnenberg (Bochum), Michael Parak (Berlin), Nenad Vukosavljević (Sarajevo): Der Kampf um die „Wahrheit“. Desinformation, Propaganda und Polarisierung in den (modernen) Medien und ihre Auswirkungen auf die politisch-historische Bildungsarbeit (Podiumsgespräch)

Moderation: Ebru Taşdemir (Berlin)

Parallele Projektpräsentationen und Workshops

Jörg Baberowski (Berlin): Filmpräsentation „STALIN – Leben und Sterben eines Diktators“ (Filmvorführung und Gespräch)

Moderation: Ulrich Mählert (Berlin)

Maria Bering (Berlin), Jonila Godole (Tirana), Ralph Jessen (Köln), Anna Margvelashvili (Tiflis), Miriam Menzel (Berlin), Christian Stöber (Asbach-Sickenberg): Wie erinnern für die Zukunft? Aktuelle Herausforderungen und neue Chancen bei der Aufarbeitung und Vermittlung der Geschichte der kommunistischen Diktaturen (Impulsvortrag und Podiumsgespräch)

Moderation: Sven Felix Kellerhof (Berlin)

Anna Kaminsky: Schlusswort

Anmerkung:
1 Alle Vorträge und Podiumsgespräche finden sich in der Mediathek der Bundesstiftung Aufarbeitung (https://www.bundesstiftung-aufarbeitung.de/de/recherche/mediathek?term=Geschichtsmesse).